Über uns
Kommando Himmelfahrt ist eine genreübergreifend arbeitende Theatergruppe um den Hamburger Komponisten Jan Dvořák, den Berliner Regisseur Thomas Fiedler und die Dramaturgin und Produktionsleiterin Julia Warnemünde.
In meist großformatigen Produktionen verbinden sie Musiktheater, Performance, Videokunst und Konzert zu philosophischen Theaterkompositionen. Avantgardistische Montagetechniken treffen dabei mit Revue und Song zusammen, Bandmusik begegnet klassischen Chor- und Orchesterelementen, Lecture-Performance trifft auf filmischen Realismus.
Kommando Himmelfahrt beschäftigt sich mit Utopien und Mythen, untersucht ihr Potenzial und projiziert sie zurück auf die Gegenwart. Die Gruppe arbeitet sowohl für freie Produktionsstätten wie auch an Schauspiel- und Opernhäusern.
Produktionen
Im Herbst 2008 fand die Uraufführung von „Hamburg Requiem – Es Gibt Kein Firmament Mehr“ auf Kampnagel statt, in der musikalische Montagetechniken mit heterogenen Klangkörpern untersucht wurden. 2009 zeigte Kommando Himmelfahrt eine musikalische Seance mit Giacinto Scelsis „Canti del Capricorno“ und im Herbst des gleichen Jahres im Berliner Hebbel-Theater (HAU 1) eine radiophone Theatershow mit dem Titel „The Himmelfahrt Radio Show“. Im Oktober 2010 feierte ihre Fassung von Saties Kammeroper „Socrate“ unter dem Titel „Dunkle Mädchen & Music Hall präsentieren Socrate von Erik Satie“ auf Kampnagel Premiere. 2011 wurde die Pop-Oper „20.000 Meilen unter dem Meer“ nach Jules Vernes uraufgeführt und im Februar 2012 wurde im Musiktheater für Massenchor „Leviathan – oder Stoff, Form und Gewalt eines Staates“ die Staatstheorie von Thomas Hobbes untersucht. 2013 beschäftigte sich Kommando Himmelfahrt mit „Utopia“ in Form von inszenierten Dreharbeiten zu einer Verfilmung von Morus’ Roman als Musicalfilm. 2014 gründete die Gruppe den “Kampnagel-Chor” mit mittlerweile etwa 200 Mitgliedern. Erste Produktionen mit Teilen des Chores waren “Paradise Lost” nach John Milton, als Reise durch die Urgeschichte der Rebellion und im Dezember 2014 das große Musiktheater “Die Speisung der 5000” über das Leben im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit, wofür sie den Rolf-Mares-Preis der Hamburger Theater verliehen bekamen.
Im April 2016 eröffneten sie mit „Geisterbahn“ eine posthumanistische Musiktheaterinstallation nach dem französischen Radikalaufklärer Julien Offray de La Mettrie. Der Soundtrack zu diesem Laufgeschäft ist unter dem Titel „Der Mensch als Pflanze“ beim Berliner Label Hook-Music erschienen. Kommando Himmelfahrt ist nominiert für den George-Tabori-Preis 2016. 2017 erarbeiteten sie für das Nationaltheater Mannheim eine filmische Rekonstruktion der verschollenen Film-Revue “Wie werde ich reich und glücklich?” von Mischa Spoliansky auf der Opernbühne und gründeten mit der Opern Wuppertal den “Bund der Utopisten”. Für das Musik- und Theaterfestival „Mannheimer Sommer 2018“ am Nationaltheater Mannheim verbanden sie radikalaufklärerische und posthumanistische Ideen in der immersiven Musiktheater-Installation „Salon des lumières“. Für „Also sprach Golem“ rekonstruierte Kommando Himmelfahrt gemeinsam mit dem Komponisten Kaj Duncan David im Rahmen des „Ultraschall Festivals 2020“ von Deutschlandfunk Kultur und RBB einen übermächtigen Computer, der sich mit seinen Erkenntnissen an die Menschheit wendet. Für den „Mannheimer Sommer 2020“ kuratierten sie die künstlerisch-diskursive Programmreihe „Jenseits des Serails“, mit der das komplexe Verhältnis von Oper und Orientalismus untersucht wurde. Im Sommer 2021 kommt das Musiktheater „Schauinsland – The misfortune of the English“ am Theater Freiburg zur Uraufführung, in dem sie einen Text von Pamela Carter über das historische Engländerunglück in eine Parabel über das menschliche Streben im Angesicht der interesselosen Natur verwandeln. Im Frühjahr 2022 folgt am Nationaltheater Mannheim die Inszenierung von Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ als düster-schillerndes Zukunftsmärchen aus der Vergangenheit über Wissenstransfer, Aberglaube, Rituale und gesellschaftliche Zwänge. Die Reihe von großen Operninszenierungen wird 2023 am Theater Aachen fortgesetzt: Mit Alban Bergs „Wozzeck“ als unheimlicher Séance von Menschen und lebensgroßen Puppen.
Im Juni 2024 legten sie mit „Der geheime Garten“ die verborgenen Botschaften des Schlossgartens Schwetzingen frei.
Thomas Fiedler wuchs in Bonn und Brüssel auf. Er studierte Musiktheater-Regie in Hamburg und lebt seit 20 Jahren in Berlin und Umbrien.
Seine gattungsübergreifenden Inszenierungen zwischen Sprech- und Musiktheater zeigt er an zahlreichen Opern- und Schauspielhäusern im In- und Ausland. 2008 initiierte er gemeinsam mit dem Hamburger Komponisten Jan Dvořák die Künstlergruppe Kommando Himmelfahrt, die sich mit Grenzbereichen politischer und wissenschaft–licher Utopien beschäftigt.
Er war Mitglied der Künstlerischen Leitung des Theater Aachen und übernahm interimistisch als Chefregisseur und stellvertretender Intendant die Leitung des Jungen Staatstheaters Berlin. Zugleich arbeitet er wiederkehrend als Kurator beim Festival Mannheimer Sommer. Mehrere seiner Inszenierungen wurden mit Preisen ausge–zeichnet und zu Festivals eingeladen. Sein Interesse an neuen Musikformen führte ihn zur wiederkehrenden Zusammenarbeit mit vielen zeitgenössischen Musikensembles.
Julia Warnemünde, geboren 1985 in Hamburg, studierte von 2005 bis 2011 Theaterwissenschaft und Komparatistik in Bochum, Kopenhagen und Amsterdam. Seit 2010 produziert sie freies Theater – sowohl als künstlerische Dramaturgin als auch als Produktionsleiterin. Arbeiten führten sie u. a. an das Schauspielhaus Bochum, Fringe Festival Amsterdam, Kampnagel, Arches Live Festival Glasgow und das Theater Festival Impulse. Seit 2013 ist Julia Warnemünde Teil von KOMMANDO HIMMELFAHRT. Von 2016 bis 2020 war sie als Dramaturgin an der Oper des Nationaltheater Mannheim tätig, wo sie innovative Konzerte wie „Musiksalon“ und „NTM/Pop“, Operndramaturgien und Sonderprojekte verantwortete. Seit 2021 ist arbeitet sie als freie Dramaturgin und kuratiert u.a. am NTM das Programm des Festivals Mannheimer Sommer.
Jan Dvořák ist Hamburger Komponist, Dramaturg und Autor. Er studierte Komposition, Theorie und Musikwissenschaft in seiner Heimatstadt und in Wien; anschließend nahm er ein ergänzendes Dirigierstudium auf. Die Spanne seiner Werke reicht vom performativen Projekt über Kammermusik und Schauspiel bis zu bis zu den Opern „Frankenstein“ oder „20.000 Meilen unter dem Meer“. Er arbeitete unter anderem mit Sebastian Baumgarten, Reinhild Hoffmann, Andrea Moses, Anna Viebrock, Johannes Schütz, Roger Vontobel, Matthias v. Hartz und besonders intensiv mit Philipp Stölzl zusammen. 2008 gründete er mit Thomas Fiedler und Julia Warnemünde die Gruppe Kommando Himmelfahrt, die sich seither utopisch-populären Musiktheater verschrieben hat. Jan Dvořák war ab 2012 Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste. 2016 wurde er Chefdramaturg am Nationaltheater Mannheim und entwickelte zahlreiche neue Formate, Reihen und Projekte, so die Oper „Vespertine“ nach Björks Album oder das Festival „Mannheimer Sommer“. Seit 2019 arbeitet er wieder als freischaffender Künstler. In der Spielzeit 22/23 war er Composer in Residence bei der Camerata Bern (Hörtheater „Utopia“); das Berner Theater feierte 2022 die Uraufführung seiner Schauspieloper „Carmilla“. Nach der Neufassung von „Andersens Erzählungen“ für das Residenztheater München stehen 2024 neue Stücke bei den Bregenzer Festspielen, in Mannheim und am Freiburger Theater auf dem Programm.